Wie klar bist du in der Liebe mit dir selbst, und das nicht nur bei Sonnenschein, sondern vorallem, wenn du deine Schatten, Fehler und Schwächen spürst? Kannst du dich annehmen, wie du bist?
Ich glaube, dass sich fast jeder Mensch, auch ich selbst, gelegentlich in Selbstbezogenheit ertappt. Solange uns das bewusst ist, können wir handeln und das eigene Verhalten reflektieren und korrigieren. Tun wir das nicht, kann uns das in zwischenmenschlichen Beziehungen sehr große Probleme bereiten.
Selbstbezogenheit oder Egozentrik, kann verschiedene negative Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden und die Gesellschaft haben. In einem moderaten Rahmen ist Selbstbezogenheit ein natürlicher Teil der menschlichen Psychologie und kann positive Effekte wie: die eigene Selbstfürsorge und das Selbstbewusstsein fördern. Problematisch wird sie jedoch, wenn sie überhandnimmt und zu einem egoistischem Verhalten führt.
Doch wo liegt die Ursache von Selbstbezogenheit?
Egozentrik kann viele Ursachen haben. Sie ist eng mit der Persönlichkeit und der Entwicklung in der Kindheit verbunden. Betroffene haben als Kinder oft zu wenig Liebe oder Zuneigung durch die Eltern erfahren oder einen anderen starken Mangel erlebt und daher verinnerlicht: „Ich überlebe nur, wenn ich mich um mich selbst kümmere – das Leben schenkt dir nichts!“
Ebenso können Entwicklungsverzögerungen: mangelnde Sozialkompetenz bei Eltern und Vorbildern, sowie traumatische Erfahrungen zB. in Partnerschaften, wenn ein Partner oft ausgenutzt oder verletzt wurde, zu Egozentrik führen.
Sogar Überbehütung führt dazu, dass Kinder ein ungesundes Selbstbewusstsein entwickeln. Stellen Eltern ihre Kinder bei allem in den Mittelpunkt, meinen Diese später, auch als Erwachsene müsse sich alles nur um sie drehen. Letztlich ist es dann aber das Gefühl des Defizits, das Egozentriker auszeichnet. Ihr geringer Selbstwert muss stets ausgeglichen werden, daher gieren sie nach permanenter Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Oft verwechseln Menschen Selbstliebe mit Egozentrik. Da gibt’s allerdings enorme Unterschiede. Weitere nützliche Informationen findest du hier!
Selbstliebe ist keine Selbstbezogenheit, aber sie ist ein wesentlicher Bestandteil, die eigene Selbstbezogenheit zu erkennen. Selbstliebe macht dich innerlich wertvoll und reflektiert!
Hier lauern Gefahren der Selbstbezogenheit:
Zwischenmenschliche Beziehungen: Eine übermäßige Fokussierung auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche kann zu Konflikten in persönlichen Beziehungen führen. Menschen, die stark selbstbezogen sind, haben oft Schwierigkeiten, Empathie zu zeigen und die Perspektiven anderer zu verstehen. Dies kann zu Missverständnissen, Streitereien und sogar dem Verlust von Freundschaften und Partnerschaften führen.
Soziale Isolation: Wenn jemand ständig im Mittelpunkt stehen möchte und wenig Interesse an den Bedürfnissen und Gefühlen anderer zeigt, kann dies zu sozialer Isolation führen. Andere Menschen werden sich irgendwann abwenden, da sie sich nicht wertgeschätzt oder gehört fühlen.
Berufliche Konsequenzen: Selbstbezogenheit kann auch im Berufsleben negative Folgen haben. Teamarbeit erfordert Zusammenarbeit und Rücksichtnahme auf die Meinungen und Ideen anderer. Ein egozentrischer Ansatz kann dazu führen, dass die Teamdynamik gestört wird und das wirkt sich dann destruktiv auf die Produktivität und das Arbeitsklima aus.
Psychische Gesundheit: Ironischerweise kann übermäßige Selbstbezogenheit zu einer Verschlechterung der eigenen psychischen Gesundheit führen. Isolation und Konflikte können die Gefühle von Einsamkeit und Depression verstärken. Zudem kann das ständige Streben nach Selbstbestätigung und Anerkennung totalen Stress und Angst auslösen. Die Person ist permanent damit beschäftigt, sich ins gute Licht zu setzen, Aufmerksamkeit zu erhalten oder sich wehement zu rechtfertigen und zu verteidigen in zwischenmenschlichen Konflikten.
Gesellschaftliche Auswirkungen: Auf gesellschaftlicher Ebene kann die Kultur der Selbstbezogenheit zu einer Fragmentierung der Gemeinschaft führen. Wenn Menschen primär an ihrem eigenen Vorteil interessiert sind, leidet das Gemeinwohl. Gemeinschaftliche Projekte und soziale Gerechtigkeit können darunter erheblich leiden.
Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen: In extremen Fällen kann Selbstbezogenheit ein Symptom oder ein Wegbereiter für Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus sein. Narzisstische Persönlichkeiten haben oft ein überhöhtes Selbstwertgefühl und ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung, was ihre Fähigkeit zu gesunden, stabilen Beziehungen sehr beeinträchtigt. Andererseits haben diese Personen oft den Drang, diesen inneren Konflikt durch “gute Taten” im Außen aufzuwerten und geraten dann allerdings in einen weiteren Konflikt der Unzufriedenheit. Denn sie geben, um zu bekommen und diese Balance ist nicht immer gegeben.
Zusammengefasst ist Selbstbezogenheit in Maßen normal und manchmal sogar notwendig. Wenn sie jedoch exzessiv wird, birgt sie erhebliche Gefahren für das individuelle Wohlbefinden und das soziale Miteinander.
Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und sowohl die eigenen Bedürfnisse, als auch die der anderen, im Blick zu behalten.