Eifersucht – oder besser gesagt: Besitzdenken – ist ein Gefühl, das wohl jeder kennt.
Ob in Freundschaften, in der Liebe oder im Beruf: Es kann uns lähmen, unseren Blick verengen und verhindert oft echte Verbindung. Doch was wäre, wenn wir diesen Impuls nicht mit Vorwürfen begegnen, sondern mit Mitgefühl – für uns selbst und für andere?
Mitgefühl bedeutet nicht, die eigenen Gefühle zu verdrängen oder schönzureden. Es heißt, innezuhalten, ehrlich hinzusehen und zu erkennen: Was in mir wird gerade berührt – und warum tut es weh?
Häufig steckt hinter dem Wunsch, etwas oder jemanden „für sich“ zu haben, ein Gefühl von Mangel – nicht genug zu sein, nicht genug zu bekommen oder übersehen zu werden.
Besitzdenken ist oft die Oberfläche einer viel tieferen Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Sicherheit.
Eine kraftvolle Praxis, um dieser inneren Enge zu begegnen, ist die Metta-Meditation, auch bekannt als Liebende-Güte-Meditation. Sie hilft uns, liebevolle Gedanken für uns selbst und andere zu kultivieren – gerade auch für Menschen, bei denen wir ein Gefühl von Neid, Konkurrenz oder Besitzdenken spüren.
Ein einfacher Einstieg:
Setze dich still hin, atme ein paar Mal tief durch und sprich in Gedanken folgende Sätze:
„Möge ich glücklich sein. Möge ich gesund sein. Möge ich in Sicherheit leben. Möge ich in Frieden leben.“
Dann richte dieselben Wünsche an die Person, die deine unangenehme Reaktion ausgelöst hat:
„Mögest du glücklich sein. Mögest du gesund sein. Mögest du in Sicherheit leben. Mögest du in Frieden leben.“
Am Anfang mag das ungewohnt oder widersprüchlich wirken. Doch mit regelmäßiger Übung spüren wir, wie sich unser Herz öffnet. Besitzdenken verliert an Kraft, während Mitgefühl wächst – für uns selbst und für andere.

Praxisbeispiel:
Eine Person hilft einer anderen – vielleicht, weil diese es gerade dringend braucht. Und plötzlich fühlt sich eine dritte Person zurückgesetzt. Dieses Gefühl ist menschlich. Doch statt in Eifersucht, Schmerz oder Besitzdenken zu verharren, liegt hier eine stille Einladung: innezuhalten und Wohlwollen zu üben.
Was wäre, wenn sie der anderen Person einfach gönnt, was sie in diesem Moment selbst nicht bekommt?
Zu erkennen, dass sie womöglich gerade mit etwas ringt, das man selbst nicht tragen möchte? Vielleicht ist genau diese Zuwendung für sie jetzt überlebenswichtig.
Spiegelübung:
In dem Moment, wo sich ein Gefühl von Benachteiligung, Neid, Übersehen zu werden, einstellt, wäre es eine hilfreiche Idee, sich selbst die Frage zu stellen: Wie kann ich mir das, was ich gerade vermisse, selbst geben? Was brauche ich in diesem Moment?
Das ist keine Flucht, sondern ein Akt innerer Selbstfürsorge. Denn wer sich selbst liebevoll begegnet, wird unabhängiger vom Verhalten anderer.
Und wer Mitgefühl statt Besitzdenken kultiviert, schenkt nicht nur anderen etwas Wertvolles – sondern vor allem sich selbst.
Man beginnt zu verstehen, dass echte Aufmerksamkeit, Wärme und innere Sicherheit nicht dauerhaft von anderen Menschen kommen können. Solange man sie im Außen sucht, bleibt man abhängig und oft enttäuscht.
Stattdessen wächst die Erkenntnis, dass all diese Qualitäten bereits in einem selbst angelegt sind. Aus der eigenen Tiefe, aus dem Herzen heraus, kann man lernen, sich selbst liebevoll zu begegnen, sich anzunehmen und sich das zu geben, was man früher von anderen erwartet hat.
So entsteht eine innere Fülle, die unabhängig macht und echtes, stabiles Wohlgefühl schenkt.
Es ist eine stille Stärke, die frei macht. Und vielleicht der heilsamste Weg zu echter Verbindung.