Du kannst nicht in deiner Persönlichkeit wachsen, wenn du deine Themen nicht anschaust und Diese auf andere projizierst!
Was ist Projektion?
Ein hervorragendes Beispiel bieten Streitgespräche, wo der Andere plötzlich mit Vorwürfen konfrontiert wird: „Du bist eifersüchtig.“, „Du bist doch nur neidisch.“ oder auch “Du bist überheblich.” In vielen dieser Fälle schieben wir unserem Gegenüber damit Gefühle zu, die wir selbst in uns haben, aber nicht wahrhaben möchten. Projektion heißt dies in der Fachsprache der Psychologie. Aber warum projizieren Menschen? Und wie kann so ein destruktives Verhalten, was niemals lösungsorientiert sein kann, gestoppt werden?
Hinweis: Ich spreche hier nur aus dem psychoanalytischen Kontext heraus.
Das Wort Projektion kommt von lateinisch proicio, was ‚hinwerfen‘ und ‚vorwerfen‘ bedeutet. Auch der psychologische Begriff der Projektion kann umgangssprachlich grob als (unbewusster) Vorwurf übersetzt werden, und als ein „Hineinsehen“ von etwas in eine Person oder Situation gedeutet werden, was dort nicht oder nicht im vorgeworfenen Ausmaß vorhanden ist.
Aus Sicht der Psychoanalyse dient Projektion als Abwehr von Angst und zur Aufrechterhaltung des Selbstbildes. Wenn eine Person unerwünschte Gefühle, Gedanken oder Eigenschaften, an sich selbst nicht akzeptieren kann, dient eine andere Person oft als Projektionsfläche. Eigene Ängste oder unaufgearbeitete Themen werden damit auf andere Menschen übertragen. Sowas geschieht sehr oft unbewusst und ist den Personen damit meistens nicht klar.
Einige Beispiele:
- Jemand, der seine eigenen aggressiven Tendenzen nicht anerkennen will, wird anderen Menschen immer unterstellen, aggressiv zu sein.
- Eine Person, die sich ihrer eigenen Unsicherheiten nicht bewusst ist oder diese nicht anerkennen will, könnte anderen vorwerfen, auch unsicher zu sein. Zum Beispiel könnte jemand, der sich insgeheim über seine beruflichen Fähigkeiten unsicher fühlt, Kollegen kritisieren und ihnen vorwerfen, inkompetent zu sein.
- Neid und Missgunst sind auch oft ein Resultat von Projektionen. In vielen Fällen spielt das Empfinden, sich selbst Dinge zu wünschen, eine große Rolle. Die Gründe, warum diese jedoch nicht erfüllt werden, liegen bei jedem selbst. Aber: Das wäre ein Eingeständnis. Manche Menschen lösen das Thema dann damit, mittels Neid einen anderen Menschen schlechter erscheinen zu lassen.
- Eine Person, die oft wütend ist, beschuldigt andere, feindselig oder ihr gegenüber schlecht gelaunt zu sein.
- Ein Mitarbeiter, der mit seiner eigenen Leistung unzufrieden ist, kritisiert seine Kollegen ständig und stellt deren Fähigkeiten in Frage.
- Eine Person, die sich wegen ihres eigenen Aussehens unsicher fühlt, kommentiert oder kritisiert oft das Aussehen anderer.
- Jemand, der ein schlechtes Gewissen wegen einer Lüge hat, verdächtigt andere oft, auch nicht ehrlich zu sein.
- Eine Person, die sich vor bestimmten Situationen fürchtet, behauptet, andere hätten auch vor denselben Situationen Angst.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie Menschen ihre eigenen inneren Konflikte auf andere projizieren, um sich selbst zu entlasten oder unangenehme Gefühle nicht bewusst erleben und sich nicht mit diesen auseinandersetzen zu müssen.
Auswege aus dem ungesunden Verhalten:
Projektion ist ein menschliches Verhalten und kann korrigiert werden:
Selbstreflexion ist ein Tool, bei dem man sich selbst mit Distanz und Neugier betrachtet, sein eigenes Verhalten in Auseinandersetzungen beobachtet und reflektiert. Ein Tagebuch kann dafür eine nachhaltige Stütze sein. Aber auch das Gespräch mit einem guten Freund oder Mentor kann die eigenen Gefühle entlarven, die anderen zugeschoben werden, im Grunde aber die Person selbst betreffen.
Außenstehende können unsere blinden Flecken oft ziemlich gut erkennen! Besonders wenn wir Dinge hören, die uns nicht gefallen, ist genau DAS der beste Indikator!
Projektionen lassen sich mit der Frage erforschen, was die gefühlte Situation mit einem selbst zu tun hat.