„Gleichberechtigt erschöpft: Warum Mental Load uns alle betrifft“Wann wurde zuletzt die Heizung gewartet? Wer hat den Kindergeburtstag organisiert, an die Sportklamotten gedacht oder die neue Krankenversicherung recherchiert?All das sind Beispiele für Mental Load – also die ständige, meist unsichtbare, kognitive Verantwortung für das Funktionieren des Alltags. Und sie betrifft uns alle!Doch nicht alle tragen diese Last auf dieselbe Weise – oder mit denselben Erwartungen.Mental Load wird oft vorschnell mit einem reinen „Frauen-Thema“ gleichgesetzt. Und ja: Statistisch gesehen übernehmen Frauen nach wie vor häufiger die Hauptverantwortung für Organisation, Planung und emotionale Arbeit im Alltag. Aber das bedeutet nicht, dass Männer sich nicht einbringen – ganz im Gegenteil.Immer mehr Männer leisten enorm viel, wollen gleichberechtigte Eltern und Partner sein und nehmen Care-Arbeit ernst. Trotzdem stoßen auch sie an Grenzen – gesellschaftlich, strukturell, manchmal auch innerlich. Viele sind nie in diese Rolle hineingewachsen, haben keine Vorbilder, kämpfen mit Erwartungen und Unsicherheiten.
Darum geht es bei Mental Load nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Bewusstwerdung: Wer trägt was? Wer denkt an was? Und warum?
Vor allem Frauen sehen sich oft mit einem unausgesprochenen Ideal konfrontiert: Alles im Blick, alles im Griff, dabei empathisch, gut gelaunt und möglichst perfekt. Doch dieser Anspruch ist kein natürlicher, sondern wird von außen an sie herangetragen – durch Medien, Erziehung, gesellschaftliche Erwartungen.Das bedeutet nicht, dass Männer keinen Druck erleben – aber er zeigt sich oft anders. Während Frauen häufig mit Perfektionsdruck und emotionaler Verantwortung kämpfen, betrifft Männer der Druck, „genug zu leisten“ oder „nicht zu versagen“.Wie wir es gemeinsam besser machen können?
Mental Load wird erst dann zu einem Problem, wenn sie unausgesprochen und ungerecht verteilt ist. Wenn Verantwortung nicht bewusst übergeben, sondern „einfach erledigt“ wird.
Der Schlüssel liegt in:Klarer Kommunikation:Wer übernimmt welche Aufgaben – und mit welcher Denkarbeit dahinter?Bewusstem Aushandeln:Keine stillschweigende Erwartungshaltung, sondern partnerschaftliche Verteilung.Enttabuisierung von Überforderung – bei allen Geschlechtern.Struktureller Unterstützung: Politik, Arbeitgeber und Institutionen müssen Care-Arbeit mitdenken!
Mental Load ist nicht weiblich – sondern menschlich. Aber sie wirkt sich unterschiedlich aus, je nachdem, in welcher Rolle, Beziehung oder Lebenssituation man sich befindet. Lasst uns aufhören, einander zu vergleichen – und anfangen, einander zuzuhören.
Nur so können wir Verantwortung wirklich teilen – gerecht, ehrlich und auf Augenhöhe.
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