Hermann Hesse war nicht nur ein bedeutender deutsch-schweizerischer Schriftsteller und Maler, sondern auch ein talentierter Dichter. Hermann Hesse lebte von 1877 – 1962 und stammte aus einer evangelischen Missionarsfamilie. Er wuchs in einer behüteten und intellektuellen Familienatmosphäre auf. Beide Eltern waren im Auftrag der Basler Mission in Indien tätig.
Eines meiner Lieblingsgedichte von ihm ist: “Stufen”. Hesses bekannteste Prosawerke sind unter anderem: “Der Steppenwolf”, “Siddhartha”, “Das Glasperlenspiel” und “Narziss und Goldmund”. Es sind Romane voll von Lebensweisheiten, die die Suche eines Menschen nach Authentizität, Selbsterkenntnis und Spiritualität hervorheben. Klare Leseempfehlung!
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen. Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen. Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden. Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Mir geben Hermann Hesses Worte, immer wieder aufs Neue, Frohsinn, Weitblick und Mut.
Insbesondere das Gedicht “Stufen”, spiegelt Hesses Philosophie des stetigen Wandels und der Notwendigkeit, sich immer wieder auf neue Lebensphasen einzulassen, wider.