Produkte, Orte, Services, manchmal sogar Menschen. Und wenn ich ehrlich bin: Ich mache da selbst auch mit. Ganz frei davon bin ich (noch) nicht.
Warum eigentlich?
Fünf Sterne für den neuen Lieblingskaffee, eine kritische Rezensionen fürs enttäuschende Hotel oder das gekaufte Buch – wir bewerten heute fast alles.
Ein Grund ist sicher, dass wir durch Bewertungen Einfluss nehmen können. Unsere Meinung hat Gewicht, vor allem online. Was andere denken, interessiert uns – aber noch lieber sagen wir, was wir denken. Ein kurzer Kommentar, ein Like oder Dislike – schon fühlt man sich ein kleines bisschen wichtiger.
Gleichzeitig steckt oft auch ein hilfreicher Gedanke dahinter. Ich bewerte, weil ich anderen helfen will – ihnen ersparen möchte, in dieselbe Falle zu tappen oder sie auf etwas richtig Gutes aufmerksam machen will. Und ich freue mich selbst über ehrliche Bewertungen, bevor ich etwas kaufe oder buche.
Dann gibt’s da noch dieses Bedürfnis nach Bestätigung. Wer bewertet, will sich rückversichern: War mein Eindruck richtig? Sehen andere das auch so? Und wenn die eigene Meinung dann gelikt oder kommentiert wird, fühlt sich das irgendwie gut an – auch wenn man’s sich nicht immer eingestehen will.
Und manchmal? Macht es einfach nur Spaß. Vor allem, wenn man eine gute Formulierung findet oder sich elegant Luft machen kann. Es ist ein kurzer Moment der Selbstwirksamkeit – und ein bisschen Ego schwingt vielleicht auch mit.
Bewertungen sind längst Teil unseres Alltags. Sie geben uns ein Gefühl von Kontrolle, Zugehörigkeit und Identität. Und obwohl ich versuche, mich davon nicht zu sehr leiten zu lassen – ganz raus bin ich aus der Sterne-Welt auch nicht. Vielleicht geht’s dir ja genauso.