Die ayurvedische Medizin geht davon aus, dass jeder Mensch eine einzigartige Mischung der drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha – in sich trägt. Diese bestimmen: körperliche Merkmale, geistige Eigenschaften und die individuelle Gesundheit.
Um die persönliche Grundkonstitution (Prakriti) und ein eventuelles Ungleichgewicht (Vikriti) festzustellen, nutzt ein Ayurveda-Arzt eine Kombination aus Befragung, Beobachtung und körperlicher Untersuchung.
1. Detaillierte Anamnese – Die Befragung
Der erste Schritt in der Bestimmung der Doshas ist eine ausführliche Befragung des Patienten. Der Ayurveda-Arzt stellt ua. Fragen zu:
Körperstruktur: Ist die Person schlank und drahtig (Vata), mittelgroß und muskulös (Pitta) oder kräftig und stabil (Kapha)?
Haut und Haare: Ist die Haut trocken und rau (Vata), weich und ölig (Kapha) oder hitzeempfindlich mit Neigung zu Rötungen (Pitta)?
Verdauung: Bestehen unregelmäßige Essgewohnheiten (Vata), ein starker Hunger mit schneller Verdauung (Pitta) oder eine langsame Verdauung mit Neigung zu Gewichtszunahme (Kapha)?
Emotionale Eigenschaften: Ist die Person ängstlich und kreativ (Vata), ehrgeizig und hitzköpfig (Pitta) oder ausgeglichen und ruhig (Kapha)?
Schlafverhalten: Schlafen sie leicht und unterbrochen (Vata), kurz aber tief (Pitta) oder lang und fest (Kapha)?
Diese Fragen helfen, das vorherrschende Dosha zu erkennen und mögliche Dysbalancen zu identifizieren.
2. Pulsdiagnose (Nadi Pariksha)
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Ein erfahrener Ayurveda-Arzt kann durch das Ertasten des Pulses an der Handgelenksarterie wertvolle Informationen über die Dosha-Verteilung erhalten:
Vata-Puls: Leicht, unregelmäßig und schwach.
Pitta-Puls: Kräftig, warm und rhythmisch. Langsam, tief und stabil.
Die Pulsdiagnose hilft nicht nur bei der Bestimmung der Grundkonstitution, sondern auch dabei, akute oder chronische Störungen zu erkennen.
3. Zungendiagnose (Jihva Pariksha)
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Die Zunge gibt Aufschluss über die Verdauungskraft und das Vorhandensein von Toxinen (Ama) im Körper. Der Ayurveda-Arzt achtet dabei auf:
Vata-Dominanz: Trockene, rissige Zunge mit rauer Oberfläche.
Pitta-Dominanz: Rötliche Zunge mit möglichen Entzündungen oder Bläschen.
Kapha-Dominanz: Breite, feuchte Zunge mit dickem weißen Belag.
Ein starker Belag deutet auf Stoffwechselprobleme oder eine Ansammlung von Giftstoffen hin.
4. Augendiagnose (Netra Pariksha)
Auch die Augen liefern wertvolle Hinweise auf das vorherrschende Dosha:
Vata-Augen: Klein, trocken, dunkel und oft unruhig.
Pitta-Augen: Mittelgroß, leuchtend, scharf, manchmal mit rötlicher Färbung.
Kapha-Augen: Groß, rund, glänzend und sanft.
5. Nägel, Haut und Stimme als Indikatoren
Weitere Merkmale, die zur Bestimmung der Doshas herangezogen werden, sind:
Nägel: Brüchig und trocken (Vata), rosig und stabil (Pitta), dick und glatt (Kapha).
Haut: Neigung zu Trockenheit (Vata), Öligkeit (Pitta) oder Kühle und Feuchtigkeit (Kapha).
Stimme: Schnell und hoch (Vata), klar und durchdringend (Pitta), langsam und tief (Kapha).
Durch diese ganzheitliche Diagnostik erhält der Ayurveda-Arzt ein genaues Bild der individuellen Dosha-Verteilung und kann darauf basierend gezielte Empfehlungen zu Ernährung, Lebensstil und Kräutertherapien geben.
Die Balance der Doshas ist essenziell für langfristige Gesundheit und Wohlbefinden.