…Neulich stand ich in meinem Garten, hatte ein Feuer brennen und speiste es mit Laub und dürren Zweigen. Da kam eine alte Frau, wohl gegen achtzig Jahre alt, an der Weißdornhecke vorbei, blieb stehen und sah mir zu.
Ich grüßte, da lachte sie und sagte: “Sie haben ganz recht mit ihrem Feuerchen. Man muss sich in unsrem Alter so allmählich mit der Hölle anfreunden.”
Damit war die Tonart eines Gesprächs angeschlagen, in dem wir einander allerlei Leiden und Entbehrungen klagten, aber immer im Ton des Spasses. Und am Ende unsrer Unterhaltung gestanden wir uns ein, dass wir trotz alledem ja eigentlich noch gar nicht so furchtbar alt seien und kaum als richtige Greise gelten könnten, solang in unserem Dorf noch unsre Älteste, die Hundertjährige, lebe.
Wenn die ganz jungen Leute mit der Überlegenheit ihrer Kraft und ihrer Ahnungslosigkeit hinter uns her lachen und unsren beschwerlichen Gang, unsre paar weissen Haare und unsre sehnigen Hälse komisch finden, dann erinnern wir uns daran, wie wir einst, im Besitz der gleichen Kraft und Ahnungslosigkeit, ebenfalls gelächelt haben, und kommen uns nicht unterlegen und besiegt vor, sondern freuen uns darüber, dass wir dieser Lebensstufe entwachsen und ein klein wenig klüger und duldsamer geworden sind.
Quelle: Hermann Hesse ~
Buch: Die Gedichte Welkes Blatt geschrieben 1933
Das Älterwerden bringt nicht nur Schwere, es bringt Gelassenheit und Weisheit. Aber auch den Komfort von Fragen, die wir uns selbst stellen dürfen. Wollen wir so leben? Haben wir noch Träume… sind wir am richtigen Ort und mit den für uns stimmigen Menschen zusammen? Was möchten wir für uns erreicht haben, wenn wir am Ende des Lebens zurückblicken? Was war wirklich wichtig für unser Dasein?
… denn wir haben verstanden, dass das Leben ein großes Geschenk ist!