Emma und das Gespenst Friedrich
Emma war ein mutiges 6 -jähriges Mädchen. Sie hatte keine Angst vor Spinnen, Dunkelheit oder Gewittern. Im Schwimmunterricht traute sie sich sogar als Erste, vom Sprungturm zu springen und tauchen konnte sie auch, ohne sich die Nase zuzuhalten. Darauf waren ihre Eltern besonders stolz.
Doch es gab eine Sache, die Emma sehr fürchtete: Gespenster. Obwohl sie wusste, dass Gespenster nur in ihren Bilderbuchgeschichten existierten, konnte sie ihre Angst einfach nicht abschütteln.
Jedes Mal, wenn sie ein knarrendes Geräusch oder einen kalten Luftzug spürte, zog sie sich die Decke über den Kopf und hoffte, dass das Gefühl bald vergehen würde. Dieses Gefühl kam oft am Abend, wenn ihre Mama sie zu Bett brachte und das Nachtlicht in ihrem Zimmer ausmachte. Dann fühlte Emma plötzlich in der Dunkelheit eine merkwürdige Angst.
Eines Nachts, als Emma schon im Bett lag und der Wind draußen heulte, hörte sie ein leises Flüstern aus dem Flur. Sie wollte ihre Augen schließen und so tun, als ob sie nichts gehört hätte, aber ihre Neugier war größer als ihre Angst. Also schlich sie sich aus dem Bett und folgte dem Flüstern, das sie zum alten Dachboden führte. Dieser Teil des Hauses war für Emma bisher, immer ein sehr unheimlicher Ort.
Mit zitternden Händen öffnete sie die knarrende Tür zum Dachboden. Im schwachen Licht der Taschenlampe, die sie mitgenommen hatte, entdeckte sie ein kleines Gespenst, das traurig in der Ecke saß. Statt gruselig zu wirken, sah es eher ängstlich und etwas eingeschüchtert aus.
“Wer bist du?” fragte Emma leise.
Das Gespenst hob den Kopf und antwortete mit einer sanften Stimme: “Ich bin Friedrich. Ich habe mich verirrt und finde meinen Weg nach Hause nicht mehr.”
Emma spürte, wie ihre Angst langsam verschwand. Friedrich sah nicht aus wie ein gefährliches Gespenst, sondern eher wie ein verlorener Freund. Sie setzte sich neben ihn und fragte: “Wie kann ich dir helfen Friedrich?”
Friedrich erzählte ihr, dass er seit vielen Jahren auf diesem Dachboden lebte und nur nach Hause wollte, aber den Weg dorthin nicht mehr wusste.
Emma versprach, ihm zu helfen, seinen Weg nach Hause zu finden. Gemeinsam durchsuchten sie den Dachboden und fanden schließlich eine alte, verstaubte Karte, die ihnen den Weg zeigte.
Mit Emmas Hilfe fand Friedrich schließlich den Ausgang und konnte sich von ihr verabschieden. “Danke, Emma. Du hast mir geholfen, meinen Weg nach Hause zu finden.”, sagte er, bevor er verschwand.
Weil Emma so mutig und hilfsbereit war, wurde Friedrichs Geist endlich erlöst, und Emma verstand, dass Gespenster nicht unbedingt böse sind.
Von diesem Tag an hatte Emma keine Angst mehr vor Gespenstern. Sie erzählte allen von ihrem Abenteuer und auch davon, wie sie einem freundlichen Gespenst geholfen hatte, seinen Weg nach Hause zu finden. Und jedes Mal, wenn sie ein unheimliches Geräusch hörte, dachte sie dabei an Friedrich und lächelte ganz süß.