Emma und der neue Papa
Emma saß im Garten unter ihrem Lieblingsbaum und umklammerte ihren Hasen, dem sie vor einigen Jahren den Namen Hoppel gegeben hat.
Sie starrte in die Luft und beobachtete, wie die Wolken ihre schönsten Fantasiegebilde formten.
Heute war ein besonderer Tag – ihre Mama hatte ihr erzählt, dass sie jemanden sehr Wichtigen kennenlernen würde. Es war jemand, den Mama sehr lieb hatte und der vielleicht eines Tages ihr neuer Papa sein könnte.
Emma war aufgeregt und ängstlich zugleich. Seit Papa die Familie verlassen hatte, waren nur noch sie und Mama von der kleinen Familie übrig geblieben.
Emma war erst sechs Jahre alt, aber sie erinnerte sich noch gut an die Zeit, als ihr Papa noch bei ihnen war. Emma spürte eine merkwürdige Angst, dass dieser neue Mann nun in ihr Leben eintreten und sich damit alles verändern könnte. Und sie fühlte sich plötzlich auch irgendwie alleine, da sie glaubte, ihre Mama würde sie nun nicht mehr so liebhaben wie früher.
Am späteren Nachmittag klopfte es an ihrer Zimmertür. Mama steckte ihren Kopf herein und lächelte sanft und sagte: “Emma, Schatz, bist du bereit? Max ist da.”
Emma nickte zögernd und stieg von ihrem Bett. Hoppel fest an ihre Brust gedrückt, folgte sie ihrer Mama ins Wohnzimmer. Dort stand ein großer Mann mit freundlichen Augen und einem warmen Lächeln. Er sah nervös aus, fast genauso nervös wie Emma sich fühlte.
“Hallo, Emma,” sagte Max mit sanfter Stimme. “Ich habe schon viel von dir gehört.”
Emma versteckte sich ein wenig hinter Mama und beobachtete ihn vorsichtig. Max kniete sich hin, sodass er auf ihrer Augenhöhe war. “Das ist ein hübscher Hase, den du da hast. Wie heißt er denn?”
“Das ist Hoppel,” murmelte Emma schüchtern.
“Freut mich, dich kennenzulernen, Hoppel,” sagte Max und streckte seine Hand aus, als ob er den Hasen begrüßen wollte. Emma konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Max hatte ein Puzzle mitgebracht, das sie zusammen legten. Emma war überrascht, wie viel Spaß sie dabei hatte. Max erzählte lustige Geschichten und brachte sie zum Lachen. Als es Zeit zum Abendessen war, fühlte sich Emma schon viel wohler in seiner Gegenwart.
Nach dem Essen nahm Mama Emma beiseite. “Was hältst du von Max, Schatz?”
Emma dachte einen Moment nach. “Er ist nett, Mama. Und lustig. “Aber”, stotterte Emma, “wird er wirklich mein neuer Papa?”
Mama kniete sich hin und nahm Emmas Hände in ihre. “Max und ich mögen uns sehr, und ich hoffe, dass du ihn auch mögen wirst. Niemand wird jemals deinen Papa ersetzen können. Aber Max könnte ein neuer Freund und Teil unserer Familie werden.”
Emma nickte langsam. “Okay, Mama. Ich denke, das könnte schön sein.”
In den folgenden Wochen und Monaten verbrachte Emma viel Zeit mit Max. Sie gingen zusammen in den Park, lasen Bücher und machten Ausflüge. Emma lernte, dass es okay war, neue Menschen in ihr Leben zu lassen, und dass ihr Herz groß genug war, um noch mehr Liebe zu empfangen.
Eines Abends, als Max sie ins Bett brachte, fragte Emma plötzlich: “Max, möchtest du mein neuer Papa sein?”
Max’ Augen wurden feucht, und er umarmte sie fest. “Nichts würde mich glücklicher machen, Emma.”
Und so begann ein neues Kapitel in Emmas Leben. Ein Kapitel voller Lachen, Liebe und neuen Abenteuern, mit ihrem neuen Papa.