Ich bin sehr behütet aufgewachsen, in einer 900 Seelengemeinde, mit dem Kapellenberg inmitten unseres schönen Dorfes, der besonders im Winter eine große Freude für uns Kinder war, weil er uns zum Schlittenfahren einlud. Im Sommer allerdings, erinnere ich mich, mussten alle Schulklassen einmal im Jahr am Crosslauf teilnehmen, zum Gedenken an Ernst Thälmann, den Widerstandskämpfer, dessen Name unsere Oberschule trug. Die Begeisterung für diese aufgezwungene sportliche Aktivität hielt sich bei einigen meiner Freunde und auch mir, in Grenzen. Versteckten wir uns doch lieber in Büschen und unterirdischen Bunkern, die auch dort zu finden waren. Wie oft haben wir uns dort versammelt und vor lauter Neugierde das Abendessen vergessen, so dass unsere Eltern sich auf den Weg machen mussten, um uns heimzuholen. Nein! Mobiltelefone kannten wir damals noch nicht, dafür jeden Baum, den Jugendclub und unseren uralten Fluss, die Bode, der sich galant an den Dorfrand schmiegte.
Meine Eltern hatten einen Garten mit Laube unten an der Bode und wir Kinder fanden es wunderbar, dort draußen zu sein. Im Sommer haben die Jungs dort gezeltet und geangelt und wir Mädchen haben bei ihnen gesessen und die Fische mit unserem Kichern vertrieben. Die Erinnerungen daran kommen mir jetzt beim Schreiben ganz neu und ich fühl, wie glücklich mich das macht. Eine Kindheit voller Liebe, Freundschaft und Zugehörigkeit, verwurzelt im Leben!
Sehr lange habe ich dieses Gefühl gesucht, ich hatte es verloren! Irgendwas war mir abhanden gekommen, als das Land sich öffnete und alle plötzlich frei sein konnten. Oft fühlte ich mich allein, als ich an den Wochenenden aus dem Internat heim fuhr. Es war nicht mehr wie früher, viele Freunde waren nicht mehr greifbar. Sie reisten im neuen Land umher, was sich nun BRD nannte.
Bleib dran und aufmerksam! In den nächsten Folgen erzähl ich dir mehr von den inneren Verletzungen, die dieser äußere Wandel in mir ausgelöst hat.
Hinweis: Meine Geschichte findest du in diesem Buch.