Das Mädchen aus dem Osten, ein Leben zwischen zwei Welten und auf der Suche nach dem Ankommen…
Ehemaliges Studentenwohnheim für das IFL (Institut für Lehrerbildung) Bernburg
Was war das für eine verrückte Zeit, als die Menschen im Sommer 1989 zum ersten Mal auf die Straße gingen, Parolen riefen, Flugblätter verteilten und ich … mittendrin! Ich war erst 16 Jahre alt und hatte noch nicht wirklich eine Vorstellung von dem, was damals geschah.
Wir jungen Leute fanden es in erster Linie nur cool, dabei zu sein. Das erste Mal frei und weg aus dem elterlichen Nest, in einer Stadt, die nicht wirklich die Unsere war, weil sie grau und vernebelt war und wir oft das Gefühl hatten, keine Luft zu bekommen. Nein! Wir waren oft nicht einverstanden, was man uns als Jugendliche im Wohnheim predigte, von Disziplin und dem Sozialismus, der ja sowieso bald sein Ende finden sollte.
Wir saßen nach dem Studieren lieber im Theater Café zusammen und philosophierten über das Leben und die unendliche Weite, die es außerhalb unserer damaligen kleinen Republik noch geben sollte. Wir machten gemeinsam Musik, sangen die Lieder von Kurt Demmler und Reinhard May und waren einfach nur glücklich. Die Musik spielte für uns immer eine große Rolle, sie hatte sowas verbindendes. Sie ließ uns oft alles vergessen, was uns im Außen unter Druck setzte. Und ganz entscheidend war, dass wir Freunde uns hatten und zueinander standen. Das war wichtig, das gab uns den Halt, den wir zum Erwachsen werden so dringend brauchten!
In den nächsten Teilen Ost/West berichte ich dir von den Veränderungen in meiner so behüteten Welt, und von den innerlichen Prozessen, die der Mauerfall in mir ausgelöst hat. Eine jahrzehntelange Suche begann… wonach eigentlich, dass wusste ich sehr lange nicht!
Hinweis: Meine Geschichte findest du in diesem Buch.