Intuition – Eine Selbsterkenntnis vor, während und nach dem Schreibprozess
Intuition ist das unmittelbare Erkennen oder Verstehen von etwas, ohne dass bewusstes Nachdenken nötig ist. Sie entsteht aus einer tiefen, oft unbewussten Verknüpfung von Erfahrungen, Wissen und innerem Gespür. Man könnte sie als eine leise innere Stimme beschreiben, die uns den richtigen Weg weist – auch wenn wir nicht immer erklären können, warum.
Die Intuition ist oft schneller als der Verstand und zeigt sich in plötzlichen Eingebungen, einem starken Gefühl oder einer inneren Gewissheit.
Beim Schreiben ist meine Intuition meine wichtigste Begleiterin. Sie führt mich durch den kreativen Prozess, mal sanft, mal mit Nachdruck.

Doch wann spüre ich sie am stärksten? Wie verändert sie sich während des Schreibens? Und welche Erkenntnisse nehme ich danach mit?
Bevor ich zu schreiben beginne, spüre ich oft eine diffuse Unruhe. Gedanken schweben in meinem Kopf, aber sie sind noch ungeordnet. Dann kommt ein Moment, in dem meine Intuition mir zuflüstert: „Setz dich hin, fang an.“ Diese Stimme ist nicht laut, aber sie ist beständig. Sie ist eine Mischung aus Gefühl, Erfahrung und einem inneren Wissen, das mir sagt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Manchmal ignoriere ich sie – dann bleibt das Chaos in meinem Kopf bestehen. Höre ich jedoch auf sie, beginnt der eigentliche Zauber.
Sobald meine Finger dann über die Tastatur gleiten, verändert sich mein Bewusstsein. Ich tauche in einen Zustand, den manche als „Flow“ bezeichnen. Die Worte scheinen sich von selbst zu formen, und oft überrasche ich mich selbst mit den Gedanken, die entstehen. Es ist, als würde ich einem unsichtbaren inneren Kompass folgen, den ich nicht bewusst steuere. Ich spüre, wenn ein Satz richtig klingt oder wenn etwas fehlt.
Meine Intuition wird zum stillen Lektor, der mir zuflüstert, wo die Essenz meiner Gedanken liegt.
Doch es gibt auch Momente der Unsicherheit. Plötzlich stockt mein Schreibfluss, Zweifel schleichen sich ein. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Ist das, was ich schreibe, überhaupt gut? In solchen Momenten verlasse ich mich auf meine Intuition. Ich halte inne, atme durch und lasse meine Gedanken schweifen – oft kommt die Antwort von selbst.
Wenn ich den letzten Punkt setze und meinen Text betrachte, fühle ich eine Mischung aus Erleichterung und Staunen. Das, was vorher unklar war, hat nun eine Form. Oft sehe ich erst im Nachhinein, was meine Intuition mir eigentlich sagen wollte.
Rückblickend wird mir bewusst: Schreiben ist für mich ein Dialog mit meinem Inneren. Meine Intuition ist dabei nicht nur eine leise Stimme – sie ist der eigentliche Kern meines kreativen Prozesses. Und jedes Mal, wenn ich schreibe, lerne ich sie ein Stück besser kennen.
Da gibt es eine Stimme, die keine Worte benutzt. Höre ihr zu!
– Rumi